Unter den 76 Plänen des Wettbewerbs entschied man sich für den Vorschlag der hoch angesehenen und in St. Gallen durch ein Filialbüro vertretenen Karlsruher Architekturfirma Curjel & Moser, der in der Region verschiedene grosse Geschäftshäuser, das Hadwig-Schulhaus, die protestantischen Kirchen Degersheim, Flawil und St.Gallen-Heiligkreuz wie auch das CVJM-Hospiz „Johannes Kessler“ zu verdanken sind. Das Projekt von Stararchitekt Prof. Karl Moser sah hier eine nach Süden ausgerichtete Jugendstilkirche mit dem Kreuz als Grundriss vor, nur musste leider schon von Anfang an „aus Gründen der Sparsamkeit vorläufig“ auf den Bau des westlichen Armes verzichtet werden.
Am 5. Oktober 1903, kaum 16 Monate nach der Gründung der Kirchgemeinde, erfolgte bereits der erste Spatenstich und am 15. Mai 1904 die festliche Grundsteinlegung. Schon ein Jahr später feierte viel Volk die Ankunft des Geläuts. Die von der Aarauer Giesserei Rüetschi gegossenen vier Glocken wurden „von der froh bewegten Jugend spielend in die weite und luftige Turmstube hinaufgehoben“, von wo „das prächtige Geläute in tiefem, vollen Vierklang zum ersten Mal am 5. Juni 1905 weit ins Land hinaus erschallte.“
Am 7. Januar 1906 wurde der Abschied von der St. Leonhardskirche mit einem grossen Dankgottesdienst gefeiert. Am 14. Januar 1906 konnten die Kirchgenossen erstmals in ihre eigene neue Kirche an der Staatsstrasse St. Gallen – Winterthur einziehen. Die Männer nahmen Platz auf den Emporen, wie es darnach noch eine Zeit lang üblich blieb, die Frauen im Schiff. Der Kirchenchor, dem schon bei seiner Gründung im Frühjahr zuvor rund 90 Aktivmitglieder beigetreten waren, umrahmte den Festgottesdienst, der unter dem Motto stand „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. Die „Weihepredigt“ des 34-jährigen Ortsgeistlichen Pfr. Rosemann Giezendanner nahm Bezug auf das Pauluswort, das an der Emporenbrüstung unter der Orgel zu lesen war: „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft“ (1. Korintherbrief 4,20). Eine Woche später verband man den Gemeindegottesdienst noch mit einer Einweihungsfeier für die Jugend, für die diesmal das Hauptschiff reserviert war.
Die Umgestaltung der Kirche 1966/67 war radikal. Das von der Vorsteherschaft einstimmig bevorzugte Projekt von Architekt Max Künzler ermöglichte im Obergeschoss den Einbau einer Teeküche und eines Saales für gut hundert Personen. Der südliche Kreuzarm des Grundrisses wurde im Erdgeschoss durch eine Wand abgeschlossen, hinter der sich eine Sakristei einplanen liess. Verkleinert wurde der jetzt neu nach der südwestlichen Ecke ausgerichtete Gottesdienstraum auch durch ein Vestibül. Als künstlerischen Schmuck schuf der Bildhauer Max Bänziger aus Holz die Kanzel, die Holzwand mit christlichen Symbolen und das Sternkreuz. Die Gesamtwirkung des neuen Hauptraumes fand allgemein Anerkennung.
Die Kirche wurde 2014 letztmals renoviert. Es wurden einige Steinarbeiten, Umgebungsarbeiten, Malereien durchgeführt. Der Güggel auf dem Turm wurde auch neu vergoldet.
Kirche Bruggen
Zürcher Strasse 223
9014 St. Gallen